Das
im April 1945 in der Nähe des Konzentrationslagers errichtete
Displaced Persons Camp Bergen-Belsen war nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs die zentrale Sammelstelle für die
Überlebenden der
Konzentrationslager, ehemalige Zwangsarbeiter und andere
Flüchtlinge in der britischen Zone Deutschlands. Bis zu seiner
Auflösung im Sommer 1950 entwickelte sich hier ein
vielfältiges Kulturleben, das anfänglich durch die
internationale Zusammensetzung seiner Bewohner und ab 1946
überwiegend durch jüdische DPs aus Polen und anderen
osteuropäischen Ländern geprägt war. Der
Blick auf die
Zeit der Verfolgung und auf die verloren gegangene jüdische
Welt
Osteuropas dominierte die inhaltliche Gestaltung der Veranstaltungen
mit Musik, Theater und Kleinkunst, die von den DPs aus Bergen-Belsen,
aber auch von reisenden Gastkünstlern bestritten wurden.
Insbesondere zwei in Bergen-Belsen erschienene Liederbücher,
Sami
Feders Zamlung fun
katset und geto lider und Reuben Lipschitz’ Lebedik amkho …,
die im Zusammenhang mit der Arbeit zweier Theatergruppen, des
„Katset-Teaters“ und der „Yidishen
Arbeter-Bine“ entstanden, geben dabei einen Einblick in das
Repertoire, das die DPs in dieser Zeit beschäftigte. Musik und
Theater stießen beim Publikum meist auf großes
Interesse,
führten aber auch zu kontroversen Diskussionen und harscher
Kritik
in der Presse, so dass durch die Rekonstruktion des Musik- und
Theaterlebens nicht nur der hohe Stellenwert des Kulturlebens in der
Phase zwischen Verfolgung und Emigration, sondern auch die Probleme und
unterschiedlichen Interessenlagen der DPs deutlich werden.
Die
Studie
behandelt die einzelnen Phasen des Kulturlebens im DP-Camp
Bergen-Belsen, die Biographien der aktiven Musiker,
Theaterkünstler und Kulturfunktionäre, die Geschichte
der in
Bergen-Belsen ansässigen Kulturinstitutionen,
Spielstätten
und Ensembles, zwei in Bergen-Belsen 1946 erschienene
Liederbücher, die Auftritte der Tourneekünstler, die
Auswahl
des Repertoires sowie die Reaktion von Publikum und Presse.
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