Zwischen
den Ereignissen liegt eine vielschichtige Schaffenszeit als Dirigent,
Komponist und Arrangeur für das Konzertpodium, die
Theaterbühne, den Stumm- und den Tonfilm, die für den jungen
Kautzenbach nach dem Studium in Berlin mit der Übersiedelung in
die USA 1907 begann. Zunächst Cellist im Boston Symphony Orchestra
und Dirigent des Boston Pops Orchestra, wirkte er bald in New York und
in der US-amerikanischen Provinz als musikalischer Leiter im
populären Musiktheater, vor allem in Zusammenarbeit mit dem
Operettenkomponisten Victor Herbert. Als „Arthur Kay“
machte sich der Dirigent, Komponist und auch Kompilator im Stummfilm ab
1918 in Los Angeles sowie kurzzeitig in Seattle und Chicago einen
Namen, u. a. in bekannten Häusern wie Grauman’s Million
Dollar Theatre. Es folgten Engagements für den Tonfilm, vor allem
für die Fox Corporation und andere Hollywood-Studios. U. a.
lieferte er Cue Sheets bzw. Partituren zu Charlie Chaplins The Circus
und Raoul Walshs The Big Trail. Mitte der 1920er Jahre kehrte er ans
Theater zurück. Dabei widmete er sich gegen alle Trends weniger
dem Musical als der europäischen und US-amerikanischen Operette
– ab Ende der 1930er Jahre in einem langjährigen Engagement
bei der Los Angeles Civic Light Opera, etwa mit Produktionen wie Song
of Norway und Kismet.
Auf
allen Stationen seines künstlerischen Schaffens lieferte Kay
Impulse, die aus seinem europäischen Erfahrungsschatz
herrührten – grundlegend war dabei die Ausbildung in der
kleinstädtischen Lehrlingskapelle seines Vaters sowie das Studium
an der noch stark an der Musikästhetik des 19.Jahrhunderts
orientierten Berliner Hochschule. Er gehörte damit zu den
zahlreichen Immigranten, die in den USA weitreichende Transfer- und
Aneignungsprozesse in Gang setzten und die Entwicklung von Musik,
Theater und Film nachhaltig prägten.
Die
Hamburger Musikhistorikerin Sophie Fetthauer, zeichnet mit der
vorliegenden Monographie über Arthur Kay exemplarisch nach, wie
mittels dieser Austauschprozesse künstlerische Entwicklungen aus
dem „alten“ Europa im Musikleben der so titulierten
„Neuen Welt” Eingang fanden.