Joachim Kremer
Französische Musik zwischen Nationalismus und Pluralismus:
Aspekte eines nationalen Diskurses zwischen 1871-1920
ca. 780 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-95675-043-4, ca. 68,00 Euro
Nach dem Krieg von 1870/71 wird die Musikgeschichte Frankreichs
oft unter nationalen Vorzeichen geschrieben. Versteht man die Nation
als „vorgestellte Gemeinschaft“, dann ist „nationale
Identität“ keine vermeintlich absolute Kategorie mehr;
vielmehr rücken Argumente, Strategien und Akte der kollektiven
Vorstellungsbildung ins Zentrum des Interesses. Durch sie werden
nationale Belegungen geschaffen, z.B. durch die Bezugnahme auf positiv
belegte Kategorien. Dieser diskursive Prozess war in Frankreich in
starkem Maße auf publizistische Quellen angewiesen; sie waren die
Instrumente zur Verhandlung dessen, was in der Öffentlichkeit als
musikalische Identität diskutiert wurde.
Anhand ausgewählter publizistischer Quellen aus der Zeit zwischen
1870 und 1920 werden einzelne Teilmomente dieses komplexen Diskurses
freigelegt. Ausgewählte Texte werden auf ihre diskursiven
Strategien hin befragt, es werden Konstanten, Eck- und Referenzpunkte
benannt, die am classicisme, exotisme und régionalisme festgemacht werden. Manche dieser Referenzpunkte und Argumente wirken wie eine longue durée
über vermeintliche Schulen, politische Lager und zeitliche
Zäsuren hinweg und weisen damit auf die unterschiedliche
Handhabung für eine Vergangenheitsdeutung, eine
Gegenwartsgestaltung und eine Zukunftserwartung hin. Ausgewählte
Fallstudien widmen sich Kompositionen von Camille Saint-Saëns,
Vincent d’Indy, Reynaldo Hahn, Albert Roussel, César
Franck und Francis Poulenc; sie deuten an, wie die diskursiven
Strategien trotz ihrer Relativität und Relationalität in
Bezug zur Musik stehen können.
Joachim Kremer (geb. 1958) ist Professor für Musikwissenschaft an
der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellenden Kunst
Stuttgart.
Titel von Joachim Kremer im von Bockel Verlag