Jörg
Rothkamm:
Berthold Goldschmidt und Gustav Mahler.
Zur Entstehung von Deryck Cookes Konzertfassung der X. Symphonie
260 S., ISBN 978-3-932696-29-9, 35,00 Euro
(= Musik im "Dritten Reich" und im Exil, Band 6)
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Dank seines hohen Alters hat Berthold Goldschmidt (1903-1996) die
späte Rezeption seines musikalischen Schaffens noch selbst
miterleben können. Der 1935 nach London emigrierte Künstler
begann wieder zu komponieren und trat sogar als Dirigent erneut in
Erscheinung. Obwohl er mittlerweile zu den bekanntesten Exilmusikern
zählt, ist eine seiner wesentlichen kreativen Leistungen bislang
unbetrachtet geblieben: die Mitarbeit an der Konzertfassung von Gustav
Mahlers unvollendeter Zehnter Symphonie.
In der vorliegenden Untersuchung wird nun erstmals anhand zahlreicher
auch unveröffentlichter Dokumente Goldschmidts Einsatz für
dieses Werk rekonstruiert. Als Lektor, Orchestrator, Übersetzer
und Dirigent war Goldschmidt nämlich maßgeblich an der
Entstehung der unter Deryck Cookes Namen bekannten Fassung beteiligt.
Goldschmidts besonderes Engagement für die keineswegs
unumstrittene, von der Fachwelt aber letztlich hochgeschätzte
Realisierung fällt genau in die Zeit, als er für mehr als
zwei Jahrzehnte das Komponieren aufgab.
Das Buch ergänzt jedoch nicht nur die Biographie des Musikers um
dieses wichtige Kapitel, sondern bietet auch erstmals eine Darstellung
der verzweigten Rezeptionsgeschichte der Zehnten Symphonie von den
ersten Bemühungen Alma Mahlers bis in die Gegenwart. Eine
detaillierte Betrachtung ausgewählter Beispiele ermöglicht
darüber hinaus einen genauen Einblick in das Werk und seine
Realisierungsmöglichkeiten, der nicht nur für Praktiker von
Interesse ist.