Bereits
als Kind war Bohuslav Martinůs (1890-1959) Lebensweg als Musiker
vorgezeichnet. Als Jugendlicher ging er von seiner böhmischen
Heimatstadt Polička ans Prager Konservatorium. Verschiedene Stationen
als aktiver Musiker folgten. 1923 zog er nach Paris, wo er bis 1940
lebte. Vor dem Einmarsch deutscher Truppen floh Martinů mit seiner Frau
Charlotte nach New York, wo der Komponist sogleich Zugang in
maßgebliche Musiker-Kreise fand.
Mit der Übersiedlung in die USA musste Martinů erkennen, dass
er
auf dem anderen Kontinent nicht an seinen in Paris entwickelten
Kompositionsstil anknüpfen konnte. Für Avantgarde war
kein
Bedarf. Es kam in Kriegszeiten vielmehr darauf an, Musik für
den
„common man“ zu schaffen. Unter diesen
Voraussetzungen
komponierte Martinů zwischen 1942 und 1953 mit wachsender
Souveränität und beträchtlichem Erfolg sechs
Symphonien.
Nach 1945 kam für ihn eine Rückkehr in die
kommunistisch
beherrschte Tschechoslowakei nicht in Betracht. 1952 nahm Martinů die
US-amerikanische Staatsbürgerschaft an, 1948-1953 war er
Kompositionsprofessor an der Mannes School of Music in New York, ehe er
von der Guggenheim Stiftung ein Stipendium erhielt und 1953 nach
Südfrankreich ging, um sich seinem Opernwerk zu widmen. Mit
kurzen
Unterbrechungen hielt Martinů sich die letzten Lebensjahre in Europa
auf, – vorwiegend in der Nähe von Basel, wo er die
Unterstützung des Schweizer Mäzens Paul Sacher erfuhr.
Die vorliegende Studie untersucht Martinus Ausgestaltung des
symphonischen Genres unter den spezifischen Bedingungen des Exils.
Inwieweit manifestierten sich persönliche Umstände
und
zeitimmanente Gegebenheiten in seinen Kompositionen? Welche
Entwicklungen zeichnen sich dabei ab? Die Autorin betrachtet dabei auch
die Resonanzen, die das Werk – etwa in der US-Presse
–
erfuhr. Insgesamt würdigt die Arbeit Bohuslav Martinů als
bedeutenden Symphoniker des 20. Jahrhunderts.