Aus
Anlass des 100-Jahre-Jubiläums der Universität Hamburg hielt
die Kurt Hiller Gesellschaft im Juni 2019 ihre
Jahrestagung in Zusammenarbeit mit der dort ansässigen Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte im
Hauptgebäude der Universität Hamburg ab. Formell war Hiller
nie an diese Universität angebunden. Nach seiner Rückkehr aus
dem Exil (1955) und Übersiedelung nach Hamburg fand der schon
Siebzigjährige aber hier unter jungen Studenten ein nachhaltiges
Wirkungsfeld. Er hielt Vorträge, schrieb für (kritische)
Studenten-Zeitschriften (u.a. „Studenten-Kurier“,
„Lynx“), trat als Zeitzeuge in Seminaren auf und wurde zu
Diskussionen eingeladen. Im Vorfeld der 1968er fand der
Exilrückkehrer hier seine „Öffentlichkeit“. Und
mancher Opponent zum Nachkriegs-Zeitgeist fand in Hiller einen Bezug zu
verschütteten Traditionen der Vor-1933-Zeit.
Inhalt u.a.: Einleitung der Herausgeber • Rainer Nicolaysen:
Köpfe oder Tröpfe. Kurt Hillers Urteile über Hamburger
Professoren nach 1945 • Reinhold
Lütgemeier-Davin: Ein Deutschland mit humanistischem Antlitz. Kurt
Hiller gegen Restaurationstendenzen im Nachkriegsdeutschland •
Harald Lützenkirchen: Hillers Schriftsteller-Alltag in Hamburg
• Ruprecht Großmann: Kurt Hiller und der Neusozialistische
Bund • Wilhelm Nölling: Mein Erlebnis mit Hiller und dem SDS
• Interview mit Peter Schütt • Kurt Hiller als Zeitzeuge
im Oberseminar von Karl Ludwig Schneider zum „Literarischen
Expressionismus“ • Rolf von Bockel: Hillers 106
Beiträge im „Lynx“ (1960-1966/67) - Bibliographie
• Rolf von Bockel: Der 80. Geburtstag Kurt Hillers (1965) •
Manfred Herzer-Wigglesworth: Hamburg von hinten anno 62 • Harald
Lützenkirchen: Kurt Hiller in Hamburg – eine Chronik.
• Ergänzende Textdokumente von Kurt Hiller und seinem
Neusozialistischen Bund.
Stimmen:
Alles in allem wird hier die recht
intensive Hiller-Forschung der vergangenen Jahre um neue Aspekte und
Perspektiven ergänzt, vor allem hinsichtlich der Frage, inwieweit
der ebenso geistreiche wie idiosynkratische Denker und Remigrant Hiller
aufgrund seiner Persönlichkeit dazu in der Lage war, die von ihm
selbst gewünschte Rolle als politischer Impulsgeber der deutschen
Nachkriegsgesellschaft auszufüllen. Neben der intensiven
Quellenarbeit, die aus dem reichen, von der Hiller-Gesellschaft
verwalteten Nachlass schöpft, ist (...) auch die insgesamt
differenzierte, kritische Würdigung von Hillers Leben und Werk
positiv hervorzuheben.
Mirko Nottscheid, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, 107 (2021), S. 279 ff.
In Zusammenarbeit mit der
Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte an der
Universität Hamburg hat die Kurt Hiller Gesellschaft Ende Juni
2019 eine Tagung zu Hillers Hamburger Jahren veranstaltet, deren
Beiträge – samt ergänzenden Dokumenten – nun in
einem schönen Sammelband vorliegen. Der Fokus liegt auf dem Thema
Öffentlichkeit: Wo waren Hillers Wirkungsräume? Welche
Resonanz erfuhr er, welche eben nicht? Welche politischen Themen
besetzte er? Warum blieb sein Einfluss auf eine junge intellektuelle
Subkultur beschränkt? Diese Fragen werden aus den
unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet (...)
Hermann-Peter Eberlein, in: Das Blättchen, 24. Jg., Nr. 5 (1.3.2021)