Kurt Hiller:
§ 175:
Die Schmach des Jahrhunderts.

Nachdruck der Schrift aus dem Jahr 1922
mit einleitenden Hinweisen
und ergänzenden Materialien
Hrsg. von Harald Lützenkirchen,
284 Seiten, ISBN 9783956750359, 25,00 Euro

 




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Allein für das Erscheinungsjahr des Buchs, 1922, verzeichnet eine Statistik 499 rechtskräftige Verurteilungen wegen „Vergehen“ gegen den § 175 des StGBs – Tendenz von Jahr zu Jahr steigend. 1925 sind es 1107. Über die NS-Zeit hinweg (1938: 8562) und Zeit der jungen Bundesrepublik (bsp. 1959 – 3804) bewies der Paragraph traurige Kontinuität.
Der Schriftsteller, bekannte Weltbühne-Autor und promovierte Jurist Kurt Hiller (1885-1972) setzte 1922 mit seinem „Schmach-Buch“ ein Zeichen, – in dem er etliche Tabus brach und mit Vorurteilen aufräumte. In dem Buch fordert er nicht nur die Abschaffung des § 175 StGB, sondern tritt für ein selbstbestimmtes Sexualleben eines jeden Menschen ein. Homosexuelle rief er dazu auf, selbstbewusst für die eigenen Menschenrechte einzutreten: „Die oberste Aufgabe der Homosexuellen unseres Landes lautet heute und lautet morgen: zu kämpfen.” Und: „taktisch falsch ist, Mitleid einzuflößen. Man muß nicht winseln, man muß protestieren. Man muß nicht betteln, man muß fordern. Wehmütig-demütige Selbstdenunziation eines leider pathologischen Geschöpfs (dies der ältere, ‚humanitäre‘ Standpunkt) führt günstigstenfalls zu dem Resultat, daß ein paar tolerante Geheimräte das Gefängnis durch das Irrenhaus zu ersetzen vorschlagen.“

Kapitel-Überschriften des Hillerschen Buchs von 1922:

I. Vorrede; II. Homosexualismus und erster Deutscher Vorentwurf; III. Statt dessen verdienen die Feuilletonisten; IV. Ethische Aufgaben der Homosexuellen; V. Sexualfreiheit und Proporz; VI. Befreiung durchs Parlament; VII. Volksentscheid? VIII. Schutz auch den Prostituierten! IX. Rücksicht auf die Reaktion? X. Offene Erwiderung an den Doktor der Medizin S.; XI. Zum Fall Wyneken; XII. Zu Wyneken’s Buch „Eros“; XIII. Recht und sexuelle Minderheiten; XIV. Anhang: Die Petition; XV. Nachwort aus der Höhe
Als Hiller das Buch 1922 in einer Auflage von 5000 Exemplaren veröffentlichte, wagte zwar keiner, es zu besprechen. Der „beschwiegene“ Band war aber sofort vergriffen. Jetzt, 100 Jahre nach dem Ersterscheinen, wird er mit einem Reprint gewürdigt.

Die Neuausgabe enthält ergänzende Materialien – eine Auswahl entlegener Hiller-Texte, die nach 1922 erschienen – und den kompletten Text der Schrift „Der Strafgesetzskandal“, die der produktiv schreibende Zeitkritiker 1928 vorgelegt hatte.


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