Kurt
Hiller (1885-1972) und die Frauen – ein ungewöhnliches und
gerade deshalb reizvolles Thema einer Tagung der Kurt Hiller
Gesellschaft in Bremen 2016. Es untersucht die Beziehungen und Kontakte
des assimilierten Juden, bekennenden Agnostikers, homosexuellen
Logokraten, Juristen, Schriftstellers, Essayisten, Publizisten,
Philosophen, des intellektuellen Außenseiters, radikalen
Pazifisten, unabhängigen Sozialisten und Sexualreformers zu seinen
Frauenbeziehungen. Beziehungen werden beleuchtet, die in ihrer Art oft
gegensätzlicher und widersprüchlicher kaum sein können.
Sie reichen von einer engen Mutter-Sohn-Bindung über eine tragisch
endende Zweckehe mit einer heterosexuellen Frau, über
Sachkameradschaften mit sozialpolitisch oder künstlerisch
engagierten, emanzipierten Frauen hin zu erbitterten Feindschaften zu
solchen, die Kurt Hiller persönlich oder mit politischen
Absichten, nicht selten unredlich, öffentlich angriffen. Diese
Beziehungsgeflechte decken damit Aspekte von Freundschaft, Zuneigung,
Heroisierung sowie blanker Verachtung auf, ebenso von
antifeministischen und sexistischen Verirrungen.
In diesem Tagungsband steht nicht der scharfe Analytiker und profunde
Essayist Hiller an erster Stelle, sondern der Mensch, der zwischen
cholerischen Zornesausbrüchen, Liebenswürdigkeit und
Bewunderung für die Schaffenskraft von Frauen wechselt. –
Die Analysen stammen aus der Feder von Fachleuten, die mit dem
Lebenswerk Kurt Hillers bestens vertraut sind.
Thematisiert wird Hillers Beziehung zu: Helene Stöcker, Ella Hiller, Lis Hiller,
Auguste Kirchhoff, Mechtilde Lichnowsky, Eva Siewert, Berta
Döring-Selinger, Ulrike Meinhof, Valeska Gert, Gerda Weyl, Milly
Zirker, Gabriele Tergit, Irmgard Litten, Gertrud Baer, Hilde Walter,
Susanne Leonhard, Minna Specht, Mary Gerold-Tucholsky, u.a.
Beiträge von: Heidi Beutin, Wolfgang Beutin, Rolf von
Bockel, Ruprecht Großmann, Reinhold Lütgemeier-Davin, Harald
Lützenkirchen, Raimund Wolfert.