Für Sommer 2024 in Planung:

Kurt Hiller:
Der Sprung ins Helle
Reden, offene Briefe, Zwiegespräche, Essays,
Thesen, Pamphlete gegen Krieg, Klerus und Kapitalismus.
Kurt Hillers „Hand- und Fußbuch“
zum „revolutionären“ Pazifismus von 1932,
mit einer Einführung und bibliographischen Hinweisen,
hrsg. von Rolf von Bockel. Ca. 420 S., ISBN 978-3-95675-046-5, ca. 29,80 Euro




Als die „Internationale der Kriegsdienstgegner“ 1931 in Lyon tagte und Albert Einstein eine Grußbotschaft an die Teilnehmer mit der Hoffnung schickte, sie könnten „zu einer größeren Weltmacht werden als das Schwert“, reagierte Kurt Hiller in einem öffentlichen Brief, der in der „Weltbühne“ erschien: „Einen Schritt noch, Einstein!“ Darin mahnte Hiller, man könne angesichts der kriegstechnologischen Entwicklung zur Verhinderung drohender Kriege nicht mehr nur auf Dienstverweigerung setzen. „Es ist eine Naivität, hochverehrter Herr Professor, die unbeschreibliche Entsetzlichkeit eines kommenden Krieges, mit seinen Spreng-, Brand-, Bazillen- und Giftgasbomben über den Großstädten, dadurch glauben bannen zu können, dass man die Menschen auffordert, sich nicht an ihm zu beteiligen.“ Der „Weltbühne“-Autor und einstige „Absolutpazifist“ argumentierte weiter, es gebe nur „ein einziges wirklich taugliches Mittel zur Verhinderung des gigantischen Verbrechens: die revolutionäre Erhebung gegen die Verbrecher, die Eroberung der politischen Macht.“ In seinem Antwortbrief unterstrich Einstein noch einmal die psychologische Wirkung der Kriegsdienstverweigerung.
Hillers „Sprung ins Helle“ erschien 1932 und enthält seine wesentlichen Schriften – wie auch Brief- und Rundfunkdiskussionen – zu seinem ab 1925/26 propagierten „revolutionären“ Pazifismus. Leute wie Kurt Tucholsky, Walter Mehring, Ernst Toller u.a. gehörten Hillers 1926 gegründeter „Gruppe Revolutionärer Pazifisten“ an. Weitere Themen neben der Gewaltproblematik sind u. a.: Sozialismus, Kapitalismus, Klassenkampf und Gewalt, „Experiment“ Russland, Revolution, Kriegstechnologie und Friedensstrategien, Völkerbund, Pan-Europa, Nationalismus, Kriegsschuldfrage und Revisionismus.
Das Buch – ein Jahr vor Machtübergabe an Hitler erschienen – war lange schwer zugänglich. Kaum in Bibliotheken gelangt, gilt der größte Teil der Auflage als vernichtet. Hiller kam schon 1933 ins KZ – und konnte 1934 nach Prag fliehen. Obwohl es 1932 noch in vielen Zeitschriften besprochen wurde, lag das Buch 1945 nur selten in Bibliotheken vor.
Der jetzt vorliegende Neudruck ist mit einer Einleitung zu Hillers Pazifismus, zur Geschichte des Buchs, ergänzenden Materialien und bibliographischen Hinweisen versehen. Es ist ein wichtiges Dokument zu Kurt Hillers geistesgeschichtlicher Entwicklung – und zur Geschichte des „Pazifismus“ in der Weimarer Republik.

Richard Huelsenbeck (1892-1974) schrieb 1932 in der „Literarischen Welt“: „Es gibt in diesem Augenblick kein aufschlussreicheres Buch über Fragen, die uns deutsche geistige Menschen aufs Dringendste angehen.“

Max Brod (1884-1968) schrieb im Prager Tageblatt: „So wird Hillers Buch zum kühnen, doch ausgewogenen und mit aller Konsequenz eines selbständigen Denkers durchgebildeten Versuch, jene Position des Menschen aufzuspüren, von der aus er zur gerechten und glücklicheren Zukunft vorbrechen könnte.“

Der französische Schriftsteller Romain Rolland (1866-1944) schrieb in einem Brief an Hiller: „Ich freue mich, oft bei Ihnen zu lesen, was ich selber denke. Und in manchem – so hinsichtlich Prof. A. Einstein – ist unsere Übereinstimmung frappant.“




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