Mit
der Erfahrung des Ersten Weltkriegs – „solch
massenmordender Wahnsinn“ – gelangte Kurt Hiller
(1885–1972) zu seinem „Aktivismus“ und entsprechend
zu der Kunstauffassung: „Ethos“ solle ein
„Kunst“-Werk beinhalten! Ziehe man von Kunstwerken
„den Gehalt, die Idee, das Moralische ab, so dass ihr
‚Gestaltetes‘ bleibt, – dann bleibt ein
Schmarren!“
Einst gruppenbildendend im literarischen Expressionismus verwarf Hiller
alle „Schöngeisterei“. „Bedeutet Welteinsicht
eine vergebliche Aufgabe, so heißt uns Weltwiederholung eine
erbärmliche. Und es verharrt als einziges Ziel von Hoffnung und
Größe: die Weltverbesserung. Wir leiten es nicht aus dumpfen
Moralen ab; es springt aus unserm schärfsten und heitersten
Denken.“
Die Kurt Hiller Gesellschaft lud im Oktober 2023 zu ihrer Jahrestagung
„Kurt Hiller und die Künste“ nach Berlin ein. Der
jetzt vorliegende Band enthält die Vorträge der Tagung
– ergänzt um weiteres Material und Hiller-Texte.
Autorin/Autoren und Themenschwerpunkte u.a.:
Kunst-Programmatisches aus Aphorismen Kurt Hillers • Reinhold
Lütgemeier-Davin: Aufbruch aktivistischer Künstler zur
Zeitwende (1917-1921) – Franz M. Jansen, Carl Maria Weber, Armin
T. Wegner, Josef Winckler • Erich Unglaub: Die Rilke-Rezeption bei
Kurt Hiller • Kurt Hiller: Begegnungen mit Expressionisten (1960)
• Reinhold Lütgemeier-Davin: Michael Kohlhaas – ein
Wiedergänger oder Carl
Maria Weber – ein Widerspenstiger • Harald
Lützenkirchen: „Das ist noch richtiges Deutsch!“
Sprachkunst bei Kurt Hiller • Kurt Hiller: Über die
„höheren Rangklassen“ der „Weltlitteratur“
• Christine Rosenlöcher: Rudolf Walther Hirschbergs
kompositorisches Schaffen, seine Liedvertonungen und die beiden
Vertonungen von Hiller-Gedichten • Die Uraufführung der
Hiller-Hirschberg-Lieder am 29. Oktober 2023 in Berlin • Rolf von
Bockel: Musikmuffelige Bekenntnisse Kurt Hillers im Briefwechsel mit
Hans-Günter Klein • Rolf von Bockel: Der Maler Rudolf
Führmann (1909-1976) und Kurt Hiller • Kurt Hiller [Till
Rehruk]: Lyrologen.
„Künstlerisch oder
wissenschaftlich produktive Menschen, die durch eigene Schuld oder
durch politische wie ökonomische Verhältnisse um ihre Wirkung
gebracht worden sind, mit ihrer Geschichte und ihrem Werk dem Vergessen
zu entreißen und ihnen ihren Platz in der Geschichte des Geistes
zukommen zu lassen, ist nicht allein ein wissenschaftliches Desiderat,
sondern eine zutiefst humanistische Tat. Dieser Aufgabe unterzieht sich
der von Bockel Verlag nicht nur mit dem vorliegenden Band in
vorbildlicher Weise.“
Hermann-Peter Eberlein, in: Das Blättchen, 28. Jg., Nr. 12 (7. Juli 2025), S. 23 f.
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