In
den letzten Kriegsjahren des Zweiten Weltkrieges flüchtet die
Bremerin Else Beelzow mit ihren beiden Söhnen vor den Bomben der
Westalliierten nach Güstrow. Ein Jahr lang bleiben sie in der
"straßenbahnlosen Stadt" und erleben das Ende des Krieges und den
Einmarsch der sowjetischen Soldaten.
In dem
autobiographisch gehaltenen Roman beschreibt Beutin das Alltagsleben in
der mecklenburgischen Stadt Güstrow in den letzten Kriegsjahren.
Nach seinem Roman Das
Jahr in Güstrow (1985) präsentierte Wolfgang Beutin 1991 ein weiteres
Beelzow-Familienepos, in dem Heinrich Beelzow, 1874-1956, im Mittelpunkt
steht.
Sein Enkel forscht nach den
"dicken" und "dünnen" Perioden im Leben des Großvaters. Neben eigener
Erinnerungen und Aussagen von Verwandten dienen Briefe, die Restbestände einer
Handbibliothek, Fotographien und eine unvollendete Autobiographie als Grundlagen
der Recherche. Mosaikartig wird das Lebensbild des Bauamtmanns der bremischen
Wasserstraßen- und Schifffahrtsdirektion Heinrich Beelzow konstruiert - eines
hanseatische Ingenieurs, der nicht nur im Weserraum zum Einsatz kam. Er
wirkte an zahlreichen Orten Norddeutschlands. So war er von 1896-1900 am Bau des
Elbe-Trave-Kanals beteiligt, anschließend wurde er für den Schleusenbau am
Oder-Spree-Kanal verpflichtet. 1906 trat er die Stelle in Bremen an.
Der
Roman ist in 3 Abschnitte unterteilt, die in unterschiedlicher Weise in Form und
Inhalt einen Blick auf das Leben und Wirken Heinrich Beelzows freilegen.
Die
Jahre 1945 bis 1956 werden - teils bewundernd - aus dem Blickwinkel des Enkels
geschildert, gefolgt von den frühen Jahren, 1874 bis 1902, in denen
autobiographische Zeugnisse im Zentrum stehen. Die Jahre 1902 bis 1945 wiederum
betrachtet der Leser aus dem kritischen Blickwinkel des Sohns.
Der Autor trat
auf zahlreiche Lesungen mit dem Wanderer-Roman auf, die vielerorts gut besucht
waren und eine lebhafte Presseberichterstattung (nicht nur in Norddeutschland!)
nach sich zogen.
Besprechung von Eberhard Hilscher (Neue Zeit)