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Der
Band enthält sieben Interviews, die der Musikwissenschaftler
Werner Grünzweig führte. Er befragte eine Komponistin und
sechs Komponisten, die heute im Musikleben einen internationalen Ruf
haben, zu deren einstigen Ausbildungswegen: Peter Ablinger, Orm
Finnendahl, Georg Friedrich Haas, Hanspeter Kyburz, Bernhard Lang,
Isabel Mundry und Enno Poppe.
Diese
Komponisten studierten zu unterschiedlichen Zeiten und bei
unterschiedlichen Lehrern. In einem Punkt besitzen sie aber eine
Gemeinsamkeit: Wesentliche Impulse erhielten sie durch den 1937
geborenen Komponisten und Musikwissenschaftler Gösta Neuwirth: die
einen an der Musikhochschule in Graz, die anderen an der Hochschule der
Künste Berlin, wo Neuwirth von 1982–2000 Professor im Fach
„Geschichte der Musiktheorie“ war.
Obwohl
er niemals eine offizielle Kompositionsklasse betreute, muß
Neuwirth dennoch zu den einflußreichsten Kompositionslehrern
seiner Zeit gerechnet werden. Am Rande seiner offiziellen
Lehrveranstaltungen fanden die Studierenden in ihm den idealen
Ansprechpartner für ihre eigenen kompositorischen Arbeiten. Die
Interviewten schildern, welches Spannungsfeld ihre Auseinandersetzung
mit Neuwirths kompositorischem Ansatz zum Musikdenken der jeweils
offiziellen Lehrer eröffnete.
Georg
Friedrich Haas, der heute an der Columbia University in New York
unterrichtet, schätzt seinen Lehrer folgendermaßen ein:
„…Rückwirkend, glaube ich, kann man schon sagen,
daß Gösta Neuwirth einer der wichtigsten Kompositionslehrer
im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts war.“ Doch schränkt
er mit kritischem Blick auf die heutige Situation der Hochschulen und
Universitäten in Deutschland und Österreich ein:
„...Wenn ich daran denke, wie heute der Unterricht reglementiert
ist…: Gösta hätte heute keine Chance.“
Vor
diesem Hintergrund versteht sich die vorliegende Interviewsammlung
nicht nur als Zeugnis zur jüngeren Musikgeschichte, zur
Würdigung Gösta Neuwirths und zur Beschreibung, was eine
Ausbildung zum Komponisten bedeuten kann, sondern auch als indirekte
Stellungnahme zu den Veränderungen der Studienbedingungen seit der
Einführung des Bologna-Prozesses.
"Wer die Interviews (...) aufmerksam
liest, der erhält tiefe, zugleich lebendige und facettenreiche
Einblicke, die einiges sagen über ästhetische Erziehung,
über Psychologie und nicht zuletzt auch über ein bestimmtes
Milieu namens Neue Musik.
(...)
Vor vierzig Jahren gab es offenbar
noch weit mehr Freiheiten als heutzutage, wo auch das
Kompositionsstudium sukzessive verschult wird. Im Grunde ist das Buch
ein Plädoyer für liberale Offenheit – eine Offenheit,
die selbstbestimmte und selbstbewusste Wege erst ermöglicht."
Torsten Möller in: Neue Zeitschrift für Musik, 1/2020